Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es laut einer im Jahr 2011 durchgeführten Wohnungszählung 111.001 Wohnungen, davon standen bei der letzten Zählung 3795 Wohnungen leer. Dies ist ein Anteil von 3,4 Prozent. Dies entspricht in etwa dem Landesschnitt, auch wenn die Entwicklungen in den einzelnen hessischen Regionen als sehr unterschiedlich zu betrachten sind.
Die Bevölkerungsprognose für die kommenden Jahre sieht für Mittel- und Nordhessen stagnierende Zahlen voraus, so dass ein Handlungsbedarf bzgl. der vor allem im ländlichen Raum befindlichen leerstehenden Wohnungen besteht. Vielen Kommunen wächst die Belastung, die sie dadurch tragen müssen über ihre Möglichkeiten, so dass hier etwas geschehen muss, sagte die heimische Landtagsabgeordnete Angelika Löber (SPD). So sollte man Wohnungsbestände der Einwohnerentwicklung anpassen oder auch konkrete Anreize für Menschen schaffen in diese leerstehenden Wohnungen zu ziehen, so Löber weiter.
Es ist anzustreben, dass attraktive Angebote für Studentinnen und Studenten im Umkreis von Marburg geschaffen werden, welche den Wohnungsmarkt in der Universitätsstadt Marburg entlasten würden und Probleme im Umland lösen helfen könnten. Hierbei können eine gute ÖPNV-Anbindung und niedrigere Lebenshaltungskosten ein entscheidendes Argument für junge Menschen sein. Eine Kooperation des Studentenwerkes mit den umliegenden Gemeinden wäre wünschenswert. Dazu müssten die Gemeinden leerstehenden, nutzbaren Wohnraum an das Studentenwerk melden. Notwendige Sanierungen müssten dann durch das Land unterstützt werden. Dies kann jedoch nur für einige Wohneinheiten ein gangbarer Weg sein.
Leerstände sind vielfach die Folge von eingeschränkten Wohn- und Lebensqualitäten durch Modernisierungsstau an Gebäuden. Zwar unterstützt das Hessische Dorfentwicklungsprogramm Kommunen und Privatleute bei strukturverbessernden Maßnahmen an Gebäuden und Freiflächen, dies jedoch nur an Bauten, für die es noch gewillte Eigentümer gibt und die noch wirtschaftlich zu betreiben sind. Vielerorts ist dies jedoch nicht der Fall und so verfallen ganze Häuser. Hier fehlt es an Konzepten, denn weder das Land noch der Bund haben Programme, wie mit diesen Sachverhalten umzugehen ist.
Ein Abriss von Gebäuden ist derzeit nur förderungsfähig, wenn es im Rahmen von Städtebaufördermaßnahmen geschieht. Dies ist an vielen Stellen ausgeschlossen, da einfach die Zukunftsperspektive fehlt. Hier muss ein Umdenken stattfinden, kontrollierter Abriss ist besser als leerstehende Gebäude der Natur zu überlassen, wo sie sich zudem zu einer Gefahrenquelle entwickeln können.