Angelika Löber, die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, hat in der "Aktuellen Stunde" des Landtags zum Thema Glyphosat die zuständige Ministerin Priska Hinz aufgefordert, zu handeln. Die neuen Ergebnisse und Befunde zur gesundheitlichen Wirkung von Glyphosat für den Menschen sind erschreckend. Nicht zum ersten Mal erreichen uns solche Nachrichten, deshalb ist die Frage erlaubt, warum nicht bereits vor einem Jahr gehandelt wurde, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag in Wiesbaden.
Eine von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegebene Untersuchung hatte zum Ergebnis, dass bei stillenden Frauen Rückstände des Pestizids in der Muttermilch vorkommen. Was uns besorgt, ist, dass inzwischen auch das Krebsforschungsinstitut (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat für wahrscheinlich krebserregend hält, betonte Löber.
Der Wirkstoff Glyphosat kam in Deutschland erstmals in den 1970er Jahren mit dem Pflanzenschutzmittel "Round up" auf den Markt. Derzeit sind im Ackerbau rund 70 glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel zugelassen. Ein großer Teil dieser Pflanzenschmutzmittel wird im herkömmlichen Haus- und Kleingartenbereich eingesetzt. Der Wirkstoff Glyphosat ist heute der weltweit am häufigsten verwendete Stoff bei Pflanzenschutzmitteln.
Auf europäischer Ebene findet derzeit immer noch eine Neubewertung des Wirkstoffes als Grundlage für die weitere Zulassung statt. Die eigentliche Neubewertung hätte allerdings bereits zum Jahr 2012 abgeschlossen werden müssen. Der Abschluss des Verfahrens soll nun endlich Ende Dezember 2015 drei Jahre später – erfolgen. Das hätte schneller gehen können, erklärte die Sozialdemokratin.
Bereits im vergangenen Jahr hat die SPD die Ministerin mit einem Berichtsantrag auf das Gefährdungspotenzial von Glyphosat für den Menschen hingewiesen und die Landesregierung auch um eine Einschätzung gebeten. Grund für den Berichtsantrag waren damals die Erkenntnisse einer durch die Zeitschrift Ökotest veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2013, wonach bereits Rückstände des Pestizids in diversen Lebensmitteln, aber auch in menschlichem Urin festgestellt worden waren, sagte Löber.
Im Jahr 2014 kamen veröffentlichte Untersuchungen in den USA zu erschreckenden Ergebnissen über Rückstände von Glyphosat in Muttermilch. Gerade diesen Punkt haben wir explizit nachgefragt und im Ausschuss diskutiert. Ministerin Hinz hat schon damals die Gelegenheit gehabt, die Gefahren von Glyphosat ernst zu nehmen und schnell zu handeln. Stattdessen hat sie lediglich auf die Schlussfolgerungen des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) verwiesen und wollte zunächst weitere Untersuchungen über die gesundheitlichen Wirkungen von Glyphosat abwarten. Von Bündnis 90/Die Grünen war nichts Substanzielles zu vernehmen. Deshalb haben wir mit großem Erstaunen die am 20. Juli veröffentliche Pressemitteilung der Grünen-Landtagsfraktion zur Kenntnis genommen, in der sich die Abgeordnete Angela Dorn über die plötzlichen neuen Erkenntnisse von Glyphosat äußerst besorgt zeigt und gleichzeitig das schnelle Handeln der Ministerin lobt. Doch das Thema hätte schon im Ausschuss aufgenommen werden können. Die heutige Debatte ist überfällig. Dass Glyphosat eine erhebliche gesundheitliche Bedrohung für den Menschen darstellt steht schon lange fest, konstatiert Löber.