Die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Angelika Löber, sagte dazu im Nachgang der Sitzung am Donnerstag in Wiesbaden: „Die durch multiresistente Keime in Hühnerfleisch ausgelöste Camplyobacteriose ist die am häufigsten auftretende lebensmittelbedingte Krankheit in der Europäischen Union. Jährlich werden rund 230000 Fälle registriert. Die Dunkelziffer der Fälle, die nicht gemeldet werden, dürfte noch deutlich höher liegen“.
Laut einer Studie seien durchschnittlich knapp 76 Prozent der Masthähnchen kontaminiert. Der Prozentsatz schwanke zwischen den verschiedenen Mitgliedstaaten der EU und den Schlachthöfen. Für die Tiere selbst seien die Keime, die in deren Darm vorkämen, weitgehend ungefährlich und verursachten in der Regel keine Erkrankungen oder Symptome.
Bei Menschen jedoch, die das Fleisch befallener Tiere zu sich nehmen, könnten die Keime Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber auslösen. Die Dauer der Symptome schwankten dabei zwischen wenigen Tagen bis zu vier Wochen. „Da die Campylobacter, ebenso wie Salmonellen, hitzeempfindlich sind, kann einer Übertragung auf den Menschen jedoch leicht vorgebeugt werden“, erklärte Löber. Eine gute Durchhitzung des Hähnchenfleisches reiche meist aus, um den Erregern den Gar aus zu machen.
Kritik übt die Landtagsabgeordnete hingegen an der Haltung der schwarzgrünen Landesregierung bei diesem Thema. Auf Anfrage Löbers teilte das zuständige Ministerium zwar mit, das tierärztliche Überwachungspersonal aufgestockt zu haben und Landwirte im Rahmen von Infoveranstaltung zu schulen und zu sensibilisieren, eine Förderung der Landwirte, um prophylaktisch gegen die Ausbreitung der Erreger vorzugehen, plane die Landesregierung jedoch nicht. „Und das, obwohl das zuständige Ministerium selbst darauf hingewiesen hat, dass durch bessere Reinigungs- und Hygienemaßnahmen ein Befall der Tiere gesenkt oder gar ausgeschlossen werden könnte“, so die SPD-Politikerin. Jegliche Form der Geflügelhaltung, die den Tieren möglichst wenig Stress oder Schmerzen zufüge, sowie eine optimale Futtermittelversorgung und eine Optimierung des Hygienestandards, würden maßgeblich zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes beitragen.
„Die dafür nötigen Maßnahmen umzusetzen, würden die Landwirte finanziell zusätzlich belasten“, sagte Löber. Deswegen prognostizierte sie, dass viele Betriebe tendenziell eher von einem solchen Schritt absehen würden. „Durch eine Förderung könnte den Landwirten und damit letztlich auch den vielen Verbrauchen geholfen werden, die aufgrund keimbefallenen Hähnchenfleisches erkranken“, so die Umweltpolitikerin.