Visionen stärken den ländlichen Raum

Ein Musterbeispiel dafür, wie der ländliche Raum durch Visionen gestärkt werden und Inklusion gelingen kann, bietet das kleine Örtchen Kehna in der Gemeinde Weimar (Lahn). In der dortigen Kaffeerösterei haben sich der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion Günter Rudolph und die heimische Landtagsabgeordnete Angelika Löber nun über das Projekt „Gemeinschaft in Kehna“ informiert und dieses als nachahmenswertes Beispiel herausgestellt.

Vor 25 Jahren hat der Verein „Hofgemeinschaft für heilende Arbeit“ in dem Dorf drei Hofreiten erworben und diese in den folgenden Jahren zu Wohnungen, Werkstätten und einem Gemeinschaftssaal für Menschen mit Behinderung umgebaut. Auf diese Weise sind neben einer Kaffeerösterei auch eine Schreinerei, eine Weberei sowie ein Landschaftspflegebetrieb entstanden, in denen die Menschen Arbeit gefunden haben. Das Besondere an dem Projekt, das es von anderen Werkstätten abhebt, ist jedoch die Tatsache, dass die Menschen hier nicht nur arbeiten, sondern auch leben, erklärte Geschäftsführer Michael Gehrke den beiden SPD-Politikern. Die Bewohnerinnen und Bewohner lebten mit ihren Betreuern und deren Familien zusammen in Hausgemeinschaften, was für beide Seiten einen Gewinn bedeute. Seine Kinder lernten durch den Kontakt zu den Menschen mit Behinderung Rücksicht und Verständnis und die Betroffenen erfahren durch das Eingebundensein ein Stück normales Leben, erklärte Gehrke.

„Diese Initiative hält Kehna am Leben“, stellte Angelika Löber fest. Denn der kleine Ort habe mit seinen damals 50 Einwohnern einer ungewissen Zukunft entgegengeblickt, da junge Familien meist weggezogen sind. Das habe sich durch das Engagement der Gemeinschaft geändert. Gehrke führte das Beispiel eines jungen Mannes an, der sich ebenfalls dafür entschieden habe, einen alten Hof zu renovieren und damit in Kehna leben zu bleiben.

Dennoch stelle das Leben in einem so kleinen Ort schon eine gewisse Herausforderung für die Menschen dar, gab auch Günter Rudolph zu. Eine ordentliche Busverbindung nah Kehna gebe es keine, ebenso wenig wie ein Fahrradweg, den die Mitarbeiter in den Gemeinschaftsbetrieben nutzen könnten. Hier sei die Politik gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Initiativen wie die der Hofgemeinschaft eine Chance haben, ihre Visionen für den ländlichen Raum umzusetzen, erklärte Angelika Löber. Denn dadurch werde verhindert, dass die kleinen Dörfer mehr und mehr aussterben und den Menschen wieder Gründe für ein Leben auf dem Land geboten werden.